In einer friedlichen Sandsteinschlucht, hinter den verspiegelten Wänden des Maraya, einer vielseitigen Konferenz- und Eventlocation, unterhält Superstar Alicia Keysihr Publikum.. Eine energiegeladenes Konzert: Die Menge steht, alle singen, tanzen und genießen den mitreißenden Auftritt inmitten der im Kontrast dazu stehenden Stille der Wüste. Und genau so soll es sein, denn in AlUla hallen seit langem die Töne und Rhythmen unvergesslicher Aufführungen wider. Poesie, Musik und Tanz –das Herz der arabischen Kultur– haben ihre Wurzeln in den Weiten der Wüste. Welcher Ort wäre also besser um die Künste zu präsentieren?
In den vergangenen Jahren erlebten viele künstlerische Disziplinen in AlUla eine Renaissance, aber keine so sehr wie die Musik und der Tanz. Beide sind seit jeher in den Herzen der Menschen verankert, aber nun können Jung und Alt ihre Freude an Gesang und Tanz offen feiern.
Das Aufleben der buntenFestivalszene, die Poesie, Musik und Tanz mit lokalen, nationalen und internationalen Einflüssen kombiniert, begann mit dem ersten Musik- und Kulturfestival, „Winter at Tantora“.
Mittlerweile sind Musik- und Tanzveranstaltungen in der ganzen Region verbreitet. AlUla ist zudem die Heimat des AZIMUTH Festivals für elektronische Musik sowie vieler anderer Konzerte, die in Maraya, in den historischen Stätten und in den Straßen von AlJadidah stattfinden. Hier wird Musik aus aller Welt zelebriert.
Zu den frühesten Aufführungen im alten AlUla gehörten die Gedichtvorträge der Beduinenstämme, die romantisch durch die Wüstendünen streiften. Die frühe arabische Lyrik wurde eher rezitiert als niedergeschrieben. Stämme versammelten sich nachts um ein Lagerfeuer und lauschten bezaubernden Geschichten über Liebe, Krieg, Heldentum und das Leben in der Wüste, die von hoch angesehenen Stammesdichtern verfasst wurden. Sogenannte Rawis, die Geschichtenerzähler der Stämme, wurden mit dem Auswendiglernen und Aufführen der Gedichte betraut, um sie zu hüten und über Generationen weiterzugeben. Diese Tradition galt mehr als nur der Unterhaltung – sie spiegelte und stärkte die Geschichte und Werte des Stammes.
Diesen Brauch erweiterten die Beduinen um Musik. Arabische Lyrik lebt von besonders musikalischen Rhythmen und Melodien, und Vorträge wurden manchmal von Sängern begleitet. Der Chor bestand zumeist aus Frauen, von denen einige Trommeln, Oud oder Rebab spielten. Diese Instrumente sind noch immer in der modernen arabischen Volksmusik zu hören. Angefangen bei den Beduinen entwickelten die verschiedenen regionalen Völker ihre eigenen, unverkennbaren Musikstile – von den bezaubernden Melodien von Hejaz bis hin zu den kraftvollen Rhythmen von Najd. Zu den Klängen dieser Musik entstanden wiederum traditionelle Tänze.
In den Straßen der Altstadt versammelt sich eine Gruppe, um den Nationaltanz Saudi-Arabiens, den Ardah, aufzuführen. In leuchtendem Weiß gekleidet und mit glänzenden, geschwungenen Schwertern stehen sich zwei Reihen von Männern, Schulter an Schulter, gegenüber. Zwischen ihnen schlagen Trommler einen Rhythmus und ein Dichter singt kühn Verse über den Anlass, während das Ensemble sich im Takt wiegt. Der Ardah wird zur Feier wichtiger Ereignisse wie Geburten, Hochzeiten und religiösen Feiertagen aufgeführt und endet damit, dass alle sich um die Nationalflagge versammeln. Die Mischung aus Tanz, Musik und Poesie ist ein berauschendes Spektakel.
Eine solche Tradition ist umso bedeutender für ein Volk, das die Einsamkeit der Wüste gewöhnt ist. Hier erschaffen die traditionellen Aufführungen ein wichtiges Gemeinschaftsgefühl. Sie verbinden Menschen in einer gemeinsamen Erfahrung, einer allseitigen Wertschätzung und ästhetisch schön dargestellter Emotionen – von der Freude bis zur Trauer. Es ist ein Leichtes, sich vorzustellen, wie auf diese Weise die gesellschaftlichen Beziehungen innerhalb und unter den Stämmen Arabiens aufgebaut und gepflegt wurden. Dass diese Traditionen auch heute noch gelebt werden, ist ein Beweis für ihre immense Bedeutung.
Der Geist dieses Brauchs ist in AlUla mehr als nur erhalten geblieben – er blüht geradezu auf. Und sein Herz ist Maraya, dieses außergewöhnliche Bauwerk mit der verspiegelten Fassade, die im Wüstenlicht schimmert und die Sonnenstrahlen wie ein kulturelles Leuchtfeuer zurückwirft. So lockt es Weltstars von Andrea Bocelli bis Usher und Seal an und hält das zeitlose Vermächtnis der Wüstenauftritte am Leben.